Yanmar 2GM20 – Kühlprobleme

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Gerhard
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Yanmar 2GM20 – Kühlprobleme

Beitrag von Gerhard »

Hallo,
bei meinem sonst zuverlässigen Yanmar hat (ohne erschwerende Umstände, wie gegenan, hohe Wellen, etc.) nach ca. einer Stunde Fahrt mit permanent 2200 Umdrehungen die Kühlwasser – Temperaturkontrolle angeschlagen. Akustisch und optisch. Nach einer fünfminütigen Abkühlphase konnte ich mit 1800 – 2000 Umdrehungen, ohne neuerliche Warnung, weiterfahren. Der Motor hat, obwohl bereits über 20 Jahre alt, erst knapp 500 Betriebsstunden hinter sich. Da das Schiff erst seit ca. einem halben Jahr in meinem Besitz ist, habe ich mit besagtem Motor noch keine (Reparatur) Erfahrung.
Das Unangenehme ist, ich bin gerade in Gibraltar und habe eine ziemlich weite Seestrecke vor mir, da hätte ich gerne einen Motor, auf den ich mich verlassen könnte…
Was ist mir bisher aufgefallen:
Der Motor wurde immer schon sehr warm, man kann sogar sagen heiß – nach einer längeren Fahrt konnte man das Gehäuse nicht lange anfassen, da es eben zu heiß war.
Er braucht (fast) kein Öl. Im Öl kein Wasser.
Beim geöffneten Öleinfüllstutzen spürt man beim Betrieb, dass dort etwas Luft herausgedrückt wird, welche beim „Gasgeben“ aber nicht mehr, sondern sogar etwas weniger wird.
Er startete bisher immer leicht, sprang beim „ersten Drücker“ an. In letzter Zeit braucht er allerdings etwas mehr „Gas“, um anzuspringen.
Wenn ich nach einer Fahrt, nach einer nur kurzen Abstellzeit, wieder starte, dauert es oft bis zu einer halben Minute, bis die Kühlwasser – Temperaturkontrolle akustisch und optisch erlischt.
Bei schnellem „Gasgeben“ raucht es kurzfristig ordentlich schwarz aus dem Auspuff raus…(Treibstoffüberschuss?)
Im Wasser sind während des Betriebes keine Ölspuren zu entdecken. (Wenn ich den Motor im Leerlauf laufen lasse)
Während der Fahrt entweicht aus dem Auspuff Wasserdampf, d.h. es raucht etwas weiß aus dem Auspuff. Unter Belastung wird es mehr.
Ich glaube, der Motor bringt seine volle Leistung: Bei ruhiger See und Null Wind / Strömung erreiche ich mit ca. 2200 Umdrehungen 6 Knoten Fahrt. Bei ca. 4 bis 4,5 Tonnen Verdrängung. (Dehler 31), Zweiflügelfaltpropeller.
Was habe ich bisher unternommen:
Thermostat ausgebaut, im heißen Wasser überprüft, es öffnet.
Impeller ist neuwertig, kontrolliert.
Seeventil ganz offen und frei von Bewuchs.
Schlauch beim Auspuffkrümmer abgezogen und geprüft, ob Kühlwasser kommt. Es kommt – allerdings mit viel Abgasen, was weniger lustig war, da die Kajüte jetzt noch danach stinkt…
Kühlwasser kommt aus dem Auspuff.
Den Zustand der Kühlkanäle kann ich nicht beurteilen, soweit ich nach dem Ausbau des Thermostates sagen kann, sind sie nicht „zugewachsen“.
Was kann also die Ursache für die hohe Oberflächentemperatur des Motors und das Ansprechen des Alarmes sein?
Für Hinweise wäre ich sehr dankbar.
Gruß von Gerhard
koeln7777
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Re: Yanmar 2GM20 – Kühlprobleme

Beitrag von koeln7777 »

Hallo Gerhard,

kann es sein daß etwas vor dem Seeventil-Einlaß war, was nun zwischenzeitlich wieder runtergefallen ist, und dadurch einfach zu wenig Wasser kam? Hab mir mal vor einer Schleuse eine Plastiktüte angesogen.... Beim Wasserfilter der Deckel richtig dicht, d.h. der Dichtungsgummi mit Öl eingerieben? Sonst zieht der Wasserkreislauf Luft(blasen).

Heiss ist meine Maschine nach Flussfahrten ect auch, ich lasse in der Regel den Motor noch im Leerlauf laufen bis alle Leinen fest sind, und gebe dann im Leerlauf einmal 2/3 Gas, dann kommt auch eine schwarze Wolke und gut ist. Springt dann auch recht flott wieder an. Wenn Du die Maschine früh abstellst schnellt die Temperatur natürlich in die Höhe.

Nach achtern hin ist ja bei uns Getriebe/Welle. Da holt sich die Maschine Luft, kommt da Luft hin, oder ist jeder Schlitz mit Kissen, Decken ect. zugebaut?

Wünsche Dir sorgenfreie Weiterreise!

Gruß Ralf
Ralf

SY Phoenix
Monnickendam
bugs
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Re: Yanmar 2GM20 – Kühlprobleme

Beitrag von bugs »

Hallo Gerhard,

obwohl der Motor nur 500 Stunden gelaufen hat, ist er trotzdem 20 Jahre alt, und für mich bedeutet es ein schlechtes Zeichen. Beim sogenannten "Kaputtstehen" der 2 Jahrzehnte, haben die Kühlkanäle erst recht jede Menge Zeit gehabt, richtig zu verkalken.
Impeller und Thermostat ist immer gern kontrolliert und schnell zu wechseln, daher sind die Sitze und Gehäuse auch meist sauber. Mein Motor hatte auch diese Probleme- Erst versuchte ich es mit dem Entkalker und bildete mir die Besserung ein. Doch im Winter drauf ließ ich den Motor zur Sicherheit generalüberholen und durfte nach 2 Tagen schon in der Werkstatt antanzen. Ich sollte mich selbst überzeugen, dass der Zylinderkopf gerissen war. War ein eindrucksvolles Bild, selbst die Ventile waren schon verformt. Danach war ich mit ca. 2500€ Reparatur und Materialkosten mit dabei. Sei mir nicht böse, aber da Du Dich auf Mittlerer Fahrt befindest, schildere ich Dir lieber meinen "worst case"
Der Überdruck in der Ölwanne muss kein Zeichen dafür sein, kann aber. ( wenn die Ventile nicht mehr richtig schliessen. Öl brauchte mein Motor auch nicht. Das Anspringen verhielt sich allerdings genauso, wie Du beschreibst. Die Qualmerei, ob schwarz oder weiss, habe ich schon längst als die eigenartige, harmlose Yanmar-Krankheit akzeptiert.
Nur die Kühlkanäle im Zylinderkopf sind so mickrig klein, dass dort ernsthafte Schäden entstehen können, wenn man es nicht rechtzeitig bemerkt... Viel Spass bei der Entscheidungs- und Fehlerfindung.....

Schönen Törn..
Gruß,

bugs
segelklaus2

Re: Yanmar 2GM20 – Kühlprobleme

Beitrag von segelklaus2 »

eine vernüftige diagnose ist meiner meinung nach nur möglich , wenn der kopf runter ist. keine angst davor. die investition ist eine zylinderkopfdichtung und salzsäure. die arbeit ist einfacher als beim kfz, da der motor kein zahnriemen, sondern stößelstangensteuerung hat. (an spezialwerkzeug benötigt man nur einen drehmomentschlüssel und eine 17 er nuss, die länger ist als eine normale)
außerdem: die alternative zu einem neuen kopf (beim der schlimmsten diagnose) ist auch, wie ich schon berichtete, das reparieren eines kopfes. im vergleich 2200 zu 700 €. bei solchen projekten in eigenregie, gerne pn mit tel. an mich, ich rufe zurück, da ich dies schon gemacht habe. ist der kopf nicht gerissen, sondern nur "zugewachsen" wirkt die investion von 3 liter salzsäure wunder- er sieht dann nicht nur aus wie neu, die kühlkanäle sind dann wieder frei.
Zuletzt geändert von segelklaus2 am 17.10.2010, 07:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Gerhard
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Re: Yanmar 2GM20 – Kühlprobleme

Beitrag von Gerhard »

Guten Morgen!

Danke für die bisherigen Tipps!

Ich habe sicherheitshalber noch einmal nachgeschaut, das Gehäuse der Wasserpumpe ist nur ganz wenig eingelaufen. Diese Fehlerquelle möchte ich daher einmal ausschließen.

Bevor ich den Zylinderkopf abbaue (Hier in Gibraltar einen Zylinderkopf reparieren zu lassen stelle ich mir leicht abenteuerlich vor...) würde ich es ja gerne erstmal mit dem „Entkalken“ der Kühlkanäle versuchen, habe aber keinen blassen Schimmer davon, wo und wie viel ich von welcher Säure einfüllen soll. Vielleicht hat jemand eine Gebrauchsanleitung für dieses Prozedere oder einen weiterführenden Link?

Den AuspuffKrümmer nehme ich mir als nächstes vor, vielleicht ist der zu…

P.s.: An der „Kurbelgehäuseentlüftung“ am Zylinderkopfdeckel befindet sich bei mir nur ein Stück Schlauch, der so rumhängt…. Nachdem ja dort etwas Öl austritt glaube ich nicht, das dass Original so vorgesehen ist. Gehört der Schlauch in das Luftfilteransaugrohr gesteckt oder sehe ich da was falsch?

@BUGS: Du meinst also, der weiße Qual ist eher unbedenklich? Das würde mich erleichtern...
Gruß von Gerhard
bugs
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Re: Yanmar 2GM20 – Kühlprobleme

Beitrag von bugs »

der Yanmar meines letzten Bootes qualmt bis heute beim Beschleunigen und unter Vollast schwarz, und während der Fahrt weiss. Und das seit 1996 ohne dass er jemals auseinandergebaut wurde.
Der Yanmar meines aktuellen Bootes, also den ich 2 Artikel vorher beschrieb, hatte das auch. Nur dass ich da auch die Temperaturalarme kriegte..
Die Kühlkanalreinigung hatte ich mit einem Mittel aus einem Autoersatzteilhandel.. mit Gebrauchsanweisung.. In Deinem Fall in Gibraltar fällt mir nur Essig ein...
Der Krümmer war bei mir nie verstopft, aber dafür mal durchgegammelt.. daher ist mir die Schweinerei in der Kajüte auch bekannt. Ein Jahr nach der großen Reparatur habe ich ihn übrigens rausgeschmissen und hab jetzt einen wunderbaren Nanni Diesel...einfach geil und steht dem Yanmar in nichts nach.
Ich kann nur "Segelklaus2" beipflichten und den Zylinderkopf aufnehmen. Denn alles andere wäre mir zu unsicher.
Gruß,

bugs
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Gerhard
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Re: Yanmar 2GM20 – Kühlprobleme

Beitrag von Gerhard »

Erst einmal Danke an alle, die mir Ihre Zeit geopfert haben und mit ihrem Wissen geholfen haben!
Zum Thema einige Randbemerkungen: Es war mir nicht möglich, hier in Gibraltar für meinen Yanmar 2GM20 Motor eine Zylinderkopfdichtung oder die im Motor eingebauten Opferanoden zu bekommen. Daher konnte ich eine Kontrolle des Zylinderkopfes nicht durchführen. Auch hochprozentigen Essig konnte ich nicht auftreiben, das beim Yachtchandler erworbene Mittel erwies sich als zu schwach, konnte die Ablagerungen nur wenig auflösen. Daher musste ich auf Salzsäure ausweichen – das Hantieren mit dieser ist allerdings alles andere als angenehm, auch deren Dämpfe sind ziemlich aggressiv… (Falls jemand auf die Idee kommen sollte, auch diese Säure zu verwenden, weise ich ausdrücklich auf die entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen hin!)
Zum Thema an sich: Nach Ablassen des im Motor verbliebenen Kühlwassers schraubte ich die Stopfen mit den Opferanoden (SW24) heraus und checkte mit Spiegel und Lampe (soweit sichtbar) den Grad der Ablagerungen - dieser war mehr als beachtlich: Eine weiß / graue, teilweise bröckelige, teilweise schleimige Masse verlegte die Kühlkanäle. Die Zinkanoden waren noch ca. zur Hälfte vorhanden. Ich baute das Thermostat aus, füllte den Motor mit Säure auf und wartete die chemische Reaktion ab. Die war ziemlich heftig, und das Prozedere dauerte (mit einigen Durchläufen) über mehrere Stunden an. Wenn die Säure nicht mehr gast (perlt / schäumt) ist sie aufgebraucht und hat hoffentlich alle Ablagerungen entfernt. Wenn nicht ist frische Säure vonnöten.
Nach dem gründlichen Spülen des Motors präsentierten sich dessen Kühlkanäle (soweit einsehbar) zu meiner Freude wieder blitzblank.
Ich fülltedie Säure von oben über einen Trichter ein, ließ sie unten wieder aus und entsorgte sie dann ordnungsgemäß. Wichtig war, ein genügend großes „Ausgleichsgefäß“ beim Einfüllstutzen zu haben, da die Säure bei ihrer Arbeit stark raumfordernd gast („aufschäumt“), den Motor und die nähere Umgebung zum Schutz vor Säurespritzern abzudecken, die Zinkanoden (falls man sie noch brauchen sollte...), vorher zu entfernen und den Motor abschließend anständig zu spülen, d.h. ich habe ihn ca. eine halbe Stunde laufen lassen. Das traf sich gut, da meine Akkus sowieso schon halbleer waren. (In Gib scheint z. Zt. sehr wenig Sonne)
Zusätzlich führte ich noch folgende Arbeiten durch:
Thermostat ausgebaut und überprüft.
Sämtliche Kühlwasserschläuche erneuert.
Wasserpumpe ausgebaut, Impeller und Deckel kontrolliert.
Neuen Luftfilter eingebaut.
Neuen Wasserfilter eingebaut - es war gar keiner vorhanden...
2 Dieselfilter erneuert, Dieselanlage entlüftet.
Öl gewechselt.
Ölfilter gewechselt – der hat mich so was von gehunzt, sagenhaft. Nicht einmal mit der Brutalmethode – ihn mit einem großen Schraubenzieher durchstoßen – war ihm beizukommen. Außer einer öligen Riesensauerei brachte diese Aktion nichts.
Verbrauchte Zinkanoden ausgebaut, leider noch keine Neuen bekommen…
Auspuff abgebaut, von Russablagerungen befreit – wäre aber (nach 500 Betriebsstunden) nicht notwendig gewesen.
Auspuffrohr repariert (geflickt…), da beim Übergang auf den flexiblen Schlauch durchgerostet.
Ventile eingestellt – zwei hatten zu wenig Spiel, das könnte mit ein Grund für die übermäßige Erwärmung gewesen sein.
Jetzt schnurrt der Jockel wieder, schön wäre es, wenn ich mit diesen Arbeiten das Kühlproblem beseitigen konnte – ich warte ab und hoffe das Beste!
Hoffentlich habe ich mit der ziemlich aggressiven Salzsäure nichts angestellt…
Gruß von Gerhard
bugs
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Re: Yanmar 2GM20 – Kühlprobleme

Beitrag von bugs »

Hallo Gerhard,
wer den Schaden hat, braucht für......... aber bei Deinem letzten Text erlaube es bitte, dass man auch ein wenig lächelt.

Aber bitte, bei ein paar Stellen war mir gar nicht zum Lachen:

- Nach der Säure-Attacke hast Du lediglich eine HAlbe Std Deine Batterien geladen.
was spricht dagegen, um Deinen Motor richtig zu spülen, 2 Std durch die Gegend zu fahren?
Ein Dieselmotor braucht Arbeit und kein Leerlauf! So weisst Du immer noch nicht, woran Du bist! Lass ihn erst recht jetzt nicht "kaputtstehen"

- das durchgerostete Auspuffrohr: Hatte ich auch: nimm das nicht auf die leichte Schulter... weisst Du, wie dramatisch es auf einer Dehler mit null Bilge ist, wenn auch nur 20 l Wasser drin sind?... wünsche ich keinem..... Schon gar nicht Dir auf HOHER SEE...


Also sei vorsichtig...
Gruß,

bugs
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