Einhandsegeln & Selbststeuerung für die Duetta

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Pirola
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Einhandsegeln & Selbststeuerung für die Duetta

Beitrag von Pirola »

Die Duetta 94, ist nach meiner Erfahrung, auch ein Boot was sich zum Einhandsegeln gut eignet. Das Boot ist nicht zu groß und die Bedienung aller Schoten und Fallen läßt sich alleine durchführen. Sehr Hilfreich ist dann natürlich ein elektrischer Autopilot der zeitweise die Steuerung an der Pinne übernimmt. Ich selber benutze eine Autohelm 1000 der von der Kraft und Geschwindigkeit völlig ausreicht. Was fehlt ist ein frei aufgehängter Kardanischer Kompassgeber. Wenn das Boot in grober Welle bei viel Wind mit starker Krängung segelt, hat der im Autopilot eingebaute Fluxgatekompass seine Grenzen.

Was sind Eure Erfahrungen mit der Einhandsegellei und der Selbststeuerung der Duetta ?

Axel von der Pirola
Pirola
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Beitrag von Pirola »

Hallo Leute,

gibt es keine Beiträge zu diesem Thema? Seit ihr noch nie in der Lage gewesen, daß die Crew ausfällt, sich keine Mitsegler finden und ihr trotzdem segeln wollt?
Ich meine jeder sollte in der Lage sein sein Boot, schon aus Sicherheitsgründen, alleine segeln zu können oder zumindest darauf vorbereitet zu sein. Mit der Duetta 94/Dehler 31 ist das garnicht so schwer, traut euch ruhig mal. Normaler weise segle ich ja mit meiner Frau, aber ein Wochenende oder eine Woche alleine als Überführungstörn ist schon mal drin. In eine schwierige oder gar brenzlige Situation bin ich dabei eigentlich noch nie gekommen. Mit guter Vorbereitung und Übersicht läßt sich alles auch allein machen.

Eine schöne Segelsaison 2007 für alle
Axel von der Pirola
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Skipper
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Einhandsegeln

Beitrag von Skipper »

Hallo Axel,

ich segele meine Duetta ab und an auch mal Einhand und habe den Autohelm 2000. Das von dir beschriebene Problem mit dem Fluxgate Kompass habe ich nicht. Vermutlich ist dieser kardanisch aufgehängt. Habe das Gerät aber noch nie auseinandergenommen.

Ansonsten kann ich dir nur zustimmen das sich die Duetta gut alleine segeln läßt.

Gruß

Jürgen
segelklaus2

selbststeueranlage

Beitrag von segelklaus2 »

ich heb ok die autohelm 2000. alt aber gut. kompass ist kardanisch aufgehängt. ich hab das steuergerät mal auseinandergenommen.
außer mit achterlichen wind und viel welle lenkt er zuverlässig. ich war dieses jahr über gotland nach stockholm und zurück, da ist das schon gut wenn man(wir nennen ihn willi)ihn als 3. mann mithat.
das schubteil ist übrigens baugleich mit der heutigen größten pinnensteuerung von raythron, nur das steuergerät ist moderner.
Pirola
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Einhandsegeln mit der Duetta

Beitrag von Pirola »

Die Duetta läßt sich auf Amwindkursen bei moderaten Winden ohne Autopilot mit festgesetzter Pinne alleine steuern. Dazu müssen Groß und Genua nur richtig eingestellt/getrimmt sein, dann läuft das Boot für ca. 10 Minuten auch alleine. Auf raumeren Kursen funktioniert das leider nicht mehr so einfach, hier muß man bei festgestzter Pinne alle 1 bis 2 Minuten eingreifen um das Boot auf Kurs zu halten.

Bei frischen Winden 18 Knoten/5 Bft. und raumen Kursen bei etwas höherer Welle funktioniert die Selbststeuerung nicht mehr, auch der Autopilot kommt hier schnell an seine Grenzen. Also bei frischen Winden muß auf längeren Streckken viel mit der Hand gesteuert werden.

Wenn man alleine unterwegs ist, werden eigentlich nur die Hafenmanöver, also das Ab- und Anlegen zu einem ernsthaften Problem, das sich bei guter Vorbereitung aber Lösen läßt. In fremde unbekannte Häfen wo man die Gegebenheiten nicht kennt, sollte man zuerst einmal eine Hafenrunde drehen, den Liegeplatz suchen und dann alles vorbereiten. Anlegehilfe von außen kann man nicht immer erwarten.

Wichtig beim Einhandsegeln, Ruhe bewahren, keinen Hektik!
Immer nur soviel Fahrt im Schiff das es steuerfähig bleibt, alle Leinen und Fender vorbereiten, das Boot auf Position bringen und als erstes die wichtigste Luvleine an Land bzw. an den Pfählen festmachen. Alles andere kann später in aller Ruhe geschehen.
Pirola
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Einhandsegeln

Beitrag von Pirola »

Für alle Solosegler ......

Unter dem Begriff Short Handed Sailing, wird international das segeln mit kleiner Crew, also alleine (Single-Handed) oder zu zweit (Double-Handed) verstanden. Jeder Skipper sollte sein Boot notfalls auch mal alleine segel können. Die Crew fällt aus, kein anderer hat Zeit zum mitsegeln, keine Panik – es geht auch alleine! Hast Du keine Crew dann solltest du alleine segeln. Das ist allemal besser als mit Anfänger, Kindern oder mißmutigen Menschen zu segeln. Einhandsegeln ist nicht jedermanns Sache, aber manchmal kommt man einfach nicht drumrum. Alleine zu segeln ist in jedem Fall grenzwertig, weil oft extrem und daher natürlich umstritten. Geht etwas schief auf See, was ja immer ganz unverhoft vorkommen kann, ist man völlig auf sich gestellt. Du mußt dann alles selbst und alleine machen.
Das wichtigste beim solo segeln ist gute Vorbereitung und Voraussicht bzw. Erfahrung für die Situation. Die beste Voraussetzung ist eine gute körperliche Fitness, Beweglichkeit und Ausdauer. Alle Manöver brauchen länger und müssen vorbereitet werden. Vieles was im Team mit 2 bis 4 Mann funktioniert kann in einer 1 Mann Crew so nicht funktionieren. Also umdenken, neue Manöverabläufe planen und trainieren. Es muß von vornherein auf die Erhaltung der Kondition geachtet werden, kein Raubbau der Kräfte, sondern Einteilung der Kräfte. Ein Boot alleine zu segeln, bedarf einer besonderen Vorbereitung, Planung und Durchführung und auf den meisten Booten auch eine Abänderung der Ausrüstung und des Deckslayouts. Vorsegelrollanlagen und Spinnaker-Bergeschläuche sind kein Manko auf diesen Booten. Alles muß leicht und einfach funktionieren und das auch bei 6 Beaufort.
Grundsätzlich gilt die Tragepflicht vom Schwimmwesten für den Einhandsegler an Bord. Für die Sicherung durch Life Belts gibt es drei Möglichkeiten:
A) In jedem Fall Life Belts im Cockpit mit entsprechend festangebrachten Sicherungsbeschlägen.
B) Stecktaue für Lifebelts an Deck STB und BB, oder alternativ
C) 10 Meter lange Mannleine, gesichert im Cockpit für den Mann an Deck. Für mich im zusammenhang mit A) die beste Lösung.

Da das Boot auf raumen oder vormwind Kursen unter Autopilot sehr stark rollen und gieren kann, muß Grundsätzlich ein fest installierter Bullenstander zur Sicherung des Großbaums gefahren werden. Eine kontrollierte Halse, unter Großschot und Bullenstander vom Cockpit aus, muß möglich sein.
Bei Kursen hoch am Wind und viel Welle so ab 5 Bft, sind einige Handgriffe im Cockpit und in der Kajüte sehr hilfreich.
Auf engen Gewässern ist eine Selbstwendefock eine sehr große Hilfe. Auf See ist eine hochgeschnittene Genua, mit Sicht nach vorne die beim Wenden nicht hackt, sinnvoll.

Spannend wird es beim An- und Ablegen in fremden Häfen. Kennt man die Lage und Ausmaße des Hafens, kann man geschütz vor Wind und Seegang im Hafenbecken insbesondere das Anlegen besser vorbereiten. Im starken Seegang ist es oftmals wirklich anstrengend und gefählich die Seegel alleine zu setzen oder zu bergen und die nötigen Leinen und Fender auszubringen. Wenn möglich bevorzuge ich es, das Großsegel im Vorhafen zu setzen oder zu bergen und alles vorzubereiten.

Als Standard brauchst Du vier Festmacherleinen. Länge der Festmacher gleich Bootslänge plus zwei Meter. Wenn möglich Schwimmleinen, die geraten nicht so schnell in die Schraube wenn sie mal außenbords hängen.

Die wichtigste Leine beim Längseitsgehen ist die Mittelspring, Länge der Spring eine Bootslänge. Die Mitte des Bootes wird beim Anlegen in die Nähe eines Rings oder Pollers manöveriert, die Mittelspring wird an Land als erstes belegt, erst dann Vor- und Achterleine. Beim Ablegen genau umgekehrt.

Beim Anlegen in Marinas in Boxen mit Heckpfählen, empfehlen sich extra lange schwimmfähige Heckleinen von ca. 15 Metern Länge. Am Ende jeder Heckleine ist ein großer Pahlstek der bein anlegen über den Heckpfahl gelegt wird. Kein festes Auge, das läßt sich unter starken Zug nicht öffnen.

Du brauchst auf jeder Bootsseite 2 bis 3 große Fender. Beim einparken in die Box, die Fender erst raushängen wenn das Boot durch die Heckpfähle ist, ansonsten besteht die Gefahr das man sich hinter die Pfähle verhackt.

Hilfreich ist eine ca. 30 bis 40 Meter lange Verhol- und Manöverleine, schwimmfähig und nicht zu dick, Durchmesser 6 – 8 mm. Diese Leine kann man z.B. in der Box beim Ablegen auf Slip legen um sich daran zurücksacken zulassen. Auf Slip gelegt soll diese Leine bei Manövern den zweiten Mann ersetzen. Diese lange Leine kann auch als Wurfleine usw. eingesetzt werden.

Eine stabile Scheuerleiste ist wichtig. Will man direkt an die Pfähle gehen, braucht man keine Angst um sein Gelcoat zu haben, solange die Pfähle aus Holz oder Plastik sind. Ein Brettfender ist ebenfalls sehr hilfreich, er kann oft die Dritte-Hand ersetzen da er nicht so leicht verrutscht.

Ob beim Anlagen, Ablegen oder beim Schleusen, man bekommt es eigentlich immer gut hin, wenn man solo von einem wesentlichen Grundsatz ausgeht: Es gibt immer nur einen
wichtigen Festmacher, z.B. die Luvleine. Alle anderen Leinen können später ganz in Ruhe belegt werden. Die Kunst besteht jetzt darin, beim Einlaufen in den Hafen für sich anhand des Windes und der örtlichen Gegebenheiten festzulegen, welches die eine Leinen ist. Es hat sich bewährt, die Festmacher doppelt zu scheren, das Auge auf der eigenen Klampe und bereit das Ende wieder zurückzunehmen und auf dem eigenen Boot zu belegen. Hier muß man ausprobieren, üben und lernen. Praxis, Praxis, Praxis, ruhig mal auf einem Nachmittag im Heimathafen alle Monöver bei moderaten Bedingungen durchprobieren und Erfahrungen sammeln.

Also Duetta Freunde,
ich hoffe es beteiligen sich noch mehr von Euch an
dieser Einhandrunde.

Axel von der Pirola
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