Baumbremse

[Godewind]

Hallo,

des Öfteren habe ich über eine Baumbremse nachgedacht. Die im Handel erhältlichen sind relativ teuer. Außerdem haben wir bei den Dehler-Schiffen das Problem, keine Fußreling zu haben, an der man etwas befestigen könnte.

Nun sehe ich in der neuesten YACHT, Ausgabe 5/2010, unter Tipps und Tricks einen Beitrag, wie jemand sich eine Braumbremse mit Hilfe eines Abseilachters (aus dem Bergsport, ca. 10 €) selbst gebastelt hat. Klingt interessant und günstig.

Nach wie vor bleibt aber die Frage: Wo befestigen. Ungern möchte ich zusätzliche Löcher in das Deck bohren. Vielleicht ganz vorn auf der Genau-Schiene, die bei mir kurz vor den Wanten endet? Oder stimmt dann der Zugwinkel nicht, um den Baum abzubremsen?

Hat jemand einen Tipp oder sogar Erfahrung mit diesem Thema?

[segelklaus2]

normal finde ich es, das bremsseil an den wanten zu befestigen, dann fällt man auch nicht beim gang nach vorne über das seil. wem das nicht gefällt, rate ich die fußreling zu durchbohren und ein augbolzen (M10) festzuschrauben. gummidichtung unter die augplatte und silicon oder sika nicht vergessen.
ich habe gelesen, dass es eine variante der seilführung gibt.
1.) festes bremsseil von den wanten über die scheiben der baumbremse.
2.) bei achterlichen wind zieht dann der baumniederholer (der ja normalerweise entfernt wird) ohne den stahlseilvorläufer, die baumbremse fast unter dem baum,so dass eine bremswirkung zustande kommt. bei anderen kursen wird dann der baumniederholer wie sonst auch bedient. die baumbremse hat dann weniger oder gar keine bremswirkung.

[Jolly Roger]

Auf eine Baumbremse wollte ich nie mehr verzichten!!!

Egal, ob vor dem Wind oder beim Motoren. Man drückt den Baum zur Seite, zieht die Bremsleine und nichts baumelt mehr vor dem Kopf herum.

Meine Konstuktion, die ich schon 10 Jahre benutze, hat den Vorteil, daß ich weiterhin den Niederholer benutzen kann!!

Die Bremsleine ist an den Püttings fest, auf einer Seite und am Mastfuß befindet sich ein je ein Block zu Umlenkung ins Cockpit.

Wer möchte, dem schicke ich eine Konstruktionszeichnung.

[Godewind]

Hallo,

erstmal danke für die bisherigen Infos.
Die abgebildete Konstruktion von JR werde ich so nicht durchführen können, da ich - wie bereits bei einem anderen Thema ausgeführt - einen Rodkicker unter dem Baum habe. Mich würde aber schon noch die genaue Art der Befestigung an den Püttungs oder Wanten interessieren.

[Jolly Roger]

Zwischen die Gabeln der Terminals, passen bei mir über die Püttings in Schiffslängsrichtung Maschinenschrauben M12*100.

Auf die Schrauben sind dann Augmuttern mit Kontermuttern aufgeschraubt.

Ich muß mal längere Zeit suchen, vielleicht habe ich irgendwo ein Bild.

Kleiner als M12 in der Qualität A4 70 besser 80, darf die Schraube, die den Block hält (fast doppelte Last) nicht sein. Auch die M12 wird bei mir krumm gezogen, das macht aber nichts, sie geht deshalb noch lange nicht kaputt.

[Jolly Roger]

So, ich habe Bilder gefunden!

Schraube durch den Pütting, Einsatz der Bremse, Umlenkung der Leine.

[Godewind]

Das wird bei mir so nicht klappen.
Meine Püttungs sind etwas anders. Der Zwischenraum dürfte zu gering sein. Außerdem liegt die Unterwant schräger an, so dass der Bolzen auch nicht durch beide geführt werden kann.
Vielleicht ist doch eine Lösung auf der Genuaschiene ganz vorn möglich. Sie endet 10cm hinter den Püttings. Den vorderen Teil der Schiene benötige ich sowieso nicht.

[Jolly Roger]

Weißt Du, wo Deine Genuaschiene aus Alu hingeht? Die ist mit ein paar M8 festgemacht.
Zugegeben, die Befestigungsschrauben der Schiene werden besser belastet als meine M12, das ist eher eine Zugbeanspruchung als bei mir. Ich habe eine reine Biegungbeanspruchung und dafür sind Schrauben nicht gemacht.
Selbst wenn es die Schrauben der Schiene es aushalten, aber die Schiene wird auf jeden Fall verbogen.
Und im Deck sollte ein Alu-Unterbau für die Schiene sein, wenn nicht, gute Nacht!!!
Meine Schraube (die für den Block) habe ich schon oft getauscht, weil sie erheblich krumm gezogen wurden.
Nicht, daß ich Angst hätte, daß sie bricht, aber wie sieht das aus.

Du brauchst nicht traurig zu sein, daß Willi uns keine Fußreling spendiert hat, die würde einfach zerrissen, wenn Du da eine Baumbremse festmachen würdest.

Noch was, mir wurde schon mehrfach bei alter Dünung von der Seite und achterlichem Wind angst und bange. Da reicht dann die Baumbremse nicht mehr, da muß doch ein Bullenstander her. Bei diesen Verhältnissen hat es auch immer die M12 krumm gezogen.

[segelklaus2]

bei solchen belastungen sind elastische verbindungen besser. ich sehe das auch so wie jolly-lieber an den püttingen bleiben. hier würde ich allerdings auf der einen seite das bremsseil direkt mit einem palstek anbauen und auf der anderen seite einen tauwerkschäkel nehmen. bei mir, wie bereits erwähnt rechts und links palsteke, spannung mit modifiziertem baumniederholer.

[Godewind]

Danke für die warnenden Hinweise. Ich werde sie beherzigen.
Aber mich wundert schon, dass derartig hohe Kräfte auftreten und zum Verbiegen einer M12 führen. Da dürften vielleicht auch die Püttungs überbeansprucht sein.
Gedacht hatte ich die Baumbremse eigentlich nur für bestimmte Situationen, Vormwind- und Raumschotkurse. Sie soll nur beim unbeabsichtigten Überkommen des Baum eine (dämpfende) Brems- (keine Halte-) Wirkung entfalten. Also anders wie bei JR, der die Bremse in den Niederholer integriert hat, und damit eine ständige Belastung bewirkt.

[Jolly Roger]

Hallo Godewind,

ich glaube, da hast Du was verkehrt verstanden. Der Niederholer ist nimmt auch bei mir die Kräfte auf, die durch das Steigen des Baumes auftreten, ganz normal, wie bei allen. Die M12 hat nichts damit zu tun.
Wenn man aber vor dem Wind fährt, und alte Dünung von der Seite hat, dann kann es (ist schon oft) passieren, daß der Baum rüber kommen will, und dann muß die Bremse ran und die Bremsleine muß alles halten. Fast immer ist ein paar Grad vor der Längsschiffsachse Schluß. Je nach Windstärke ist dann die Schraube krumm. Natürlich nur auf der Seite auf der der Umlenkblock ist. Da treten durch die Umlenkung fast die doppelten Kräfte auf. Wenn Du die Bremsleine nicht von Anfang an etwas durchsetzt, kann der Baum auch noch richtig Anlauf nehmen bevor er etwas gebremst wird, ein Überkommen ist dann kaum zu verhindern.

Man wird sorglos mit der Bremse.

Aber ich kann Dich nur nochmal warnen, mach die Leine und den Umlenkblock an den Püttingen fest, da treten durch die relativ ungünstegen Winkel beim Zurückhalten des Baumes unglaubliche Kräfte auf.
Wenn es richtig hart kommt, nützt Dir die Bremse nicht mehr viel, dann brauchst Du trotzdem einen Bullenstander.

Ich bin mal mit meiner Frau in genau 60h von Edinburgh nach IJmuiden gesegelt, die ganze Zeit vor dem Wind, 5-7bft, alle paar Minuten kommt man ins Surfen, da hat die Bremse nichts mehr genützt. Du glaubst nicht, was das für Geräusche macht, wenn der Baum rüber kommen will, da wird Kraft in Lärm umgesetzt, zum Fürchten. Wenn der Baum mit Segel fast mitschiffs steht, vor dem Wind, da macht Du schnell den Bullenstander dran.

[Godewind]

o.K. JR, danke nochmal.
Da kommt mir doch eher der Gedanke, es beim Bullenstander zu belassen, zumal ich bisher relativ selten in diese Situationen gekommen bin. Vor dem Wind und raumschots bringt das Groß - zusätzlich zur Genua - zumeist kaum noch zusätzlichen Speed, statt dessen viel Unruhe und Geklapper. Ich habe es dann häufig weggenommen, vielleicht 0,5 kn verloren, aber wesentlich ruhiger gesegelt.

[segelklaus2]

bullenstander aber bitte nur so, dass er von hinten losgeworfen werden kann, sonst sind die folgen möglichweise noch heftiger als ne patenthalse. wer nach einem surf die welle runter unfreuwillige eine halse macht und dann nicht die großschot loose geben kann- na denn gute nacht....

[Bernhard]

Hallo Jolly roger, könntest Du mir bitte die Konstruktionszeichnung schicken. Ich glaube ich muß mich dringend mal als Schlosser üben. Dank voraus und Gruß Bernhard

[Cloud nine]

Hallo Jolly Roger,
die Konstruktionszeichnung würde mich auch sehr interessieren.
Vielen Dank für Deine Bemühungen.